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"Absteiger!" hallt durchs Stadion – Schweinfurt verliert mehr als nur das Spiel

Von Hoffnung zu Hohn in weniger als einer Minute: Die Niederlage im Kellerduell gegen Havelse trifft den 1. FC Schweinfurt ins Mark – sportlich, mental und atmosphärisch.


Es waren nicht einmal 60 Sekunden, die sinnbildlich für diese Saison stehen. Die Fotografen hatten das Torfoto vom 1:0 noch nicht einmal geladen, die Jubelbilder waren gerade erst im Kasten – da war die Euphorie schon wieder Geschichte. 45 Sekunden nach der Führung kassierte der 1. FC Schweinfurt den Ausgleich. Ein Moment, der mehr sagte als jede Statistik: Diese Mannschaft findet keinen Halt.


Pressefoto Evans│Torwart Tom Opitz (TSV Havelse) hält den wichtigen Elfmeter von Jakob Tranziska (Schweinfurt), der zum Ausgleich geführt hätte – Havelse jubelt, während Schweinfurt unter Schock steht.
Pressefoto Evans│Torwart Tom Opitz (TSV Havelse) hält den wichtigen Elfmeter von Jakob Tranziska (Schweinfurt), der zum Ausgleich geführt hätte – Havelse jubelt, während Schweinfurt unter Schock steht.

Dabei hätte dieses Spiel so etwas wie ein Wendepunkt sein können. Ein Sieg im Kellerduell gegen den TSV Havelse, neue Hoffnung im Abstiegskampf, ein kleines Signal vor der Winterpause. Stattdessen: die 16. Niederlage im 18. Spiel, Platz 20 zementiert, die Lichter gehen aus.



Führung, Ausgleich, Kontrollverlust



Schweinfurt begann ordentlich, mutig, ging früh in Führung (16.). Doch wie so oft in dieser Saison hielt der Vorsprung kaum länger als ein Atemzug. Havelse glich praktisch im Gegenzug aus (17.), drehte die Partie wenig später komplett (34.) und nutzte genau jene Momente, in denen Schweinfurt regelmäßig zerbricht.


Joshua Endres brachte es nach Abpfiff bei MagentaSport auf den Punkt:


„Wir führen wieder 1:0 – und dann ist es jede Woche dieselbe Leier.“

Zwar kämpften sich die Schnüdel noch einmal zurück, erzielten den Ausgleich (53.), doch selbst das brachte keine Sicherheit. In der Schlussphase folgte der nächste Nackenschlag: erneuter Rückstand, dazu ein verschossener Elfmeter – bereits der vierte Fehlschuss vom Punkt in dieser Saison.



„Einfach zu instabil“



Endres wirkte ratlos:


„Wir sind da, spielen Fußball, haben Chancen – aber wir sind einfach zu instabil.“

Trainer Victor Kleinhenz sprach von einer „sehr ernüchternden“ Niederlage und erkannte den Unterschied in Nuancen:


„Der Gegner war diese vier, fünf Prozent reifer und abgezockter in den entscheidenden Momenten.“

Bitter: Havelse hatte zuvor erst ein einziges Saisonspiel gewonnen. Nun stehen die Niedersachsen bei zwei Siegen – genau wie Schweinfurt. Der Unterschied: Schweinfurt verlor die übrigen 16 Spiele allesamt.



Historisch schwach, realistisch abgeschlagen



Sechs Punkte nach 18 Spielen – so schlecht war noch kein Team in der Geschichte der 3. Liga. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt inzwischen 14 Zähler, selbst Havelse ist sechs Punkte enteilt. Platz 20 zur Winterpause ist sicher.


Rechnerisch bleibt Hoffnung: Eine Rückrunde mit rund 35 Punkten wäre nötig. Realistisch wirkt das spätestens seit Sonntagabend nicht mehr. Auch Kleinhenz räumte ein, dass sich die Tabellensituation nicht verbessert habe – mahnte aber zugleich, ihr „nicht die Bedeutung zu geben, die sie grundsätzlich hat“. Ein schwieriger Spagat in dieser Lage.



Frust auf den Rängen



Was sich sportlich abzeichnet, entlädt sich auch auf den Tribünen. Pyrotechnik sorgte in der Schlussphase für eine kurze Unterbrechung, beim Gang der Mannschaft in die Kurve hallten „Absteiger“-Rufe durchs Stadion.


Endres zeigte Verständnis:


„Das muss man akzeptieren.“

Auch Kleinhenz wirkte sichtlich getroffen:


„Die Fans leben und lieben diesen Verein. Zu sehen, dass sie genauso leiden wie wir, macht sehr traurig.“


Noch ein Spiel – und viele offene Fragen



Bleibt das letzte Spiel des Jahres bei Erzgebirge Aue. Kleinhenz setzt auf Professionalität:


„Ich gehe davon aus, dass wieder eine Mannschaft auf dem Trainingsplatz steht, die gewillt ist, nach Aue zu fahren und das Spiel zu gewinnen.“

Doch nach einem Abend, an dem selbst 45 Sekunden Hoffnung zu viel verlangt waren, bleibt vor allem eine Erkenntnis:

Diese Niederlage gegen Havelse war mehr als ein verlorenes Spiel. Sie war ein weiterer Beweis dafür, wie tief der 1. FC Schweinfurt inzwischen im Abstiegssog steckt.

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